Stolze Reiter*innen überquerten die „Ziellinie“ in Ystad im Süden Schwedens am 16. August. Sie beendeten einen 55-tägigen Wanderritt und durchquerten jeden Teil des Landes zu Pferd.

Es ist der 16. August, ein sonniger Sommertag im Süden Schwedens. In der Stadt Ystad bewundern Zuschauer eine Parade, die durch das Zentrum der Stadt zieht: 29 Islandpferde und ihre Reiter mit isländischen und schwedischen Flaggen. Sie werden von zwei reitenden Polizisten und Musikern, die schwedische Volkslieder spielen, begleitet. Zwei Kinder spielen sogar Geige auf dem Pferderücken! Als letztes kommt eine Kutsche, die von einem Islandpferd gezogen wird.

Die Parade in Ystad. Die Reiterinnen tragen die Flagge der südschwedischen Islandpferdeverein Ófeigur. Foto: Eva Larsson.

Für Marie Svensson, die Präsidentin des Freizeitreiterkomitees des Schwedischen Islandpferdevereins (SIF), war es ein besonders guter Tag. „Es war sehr emotional! Ich hatte einen Kloß im Hals und Tränen in den Augen. Es war eine Mischung aus außerordentlichem Stolz und Erleichterung,“ sagt sie, als wir ein paar Wochen nach der großen Veranstaltung mit ihr sprechen. Das war der letzte Abschnitt des 1,748km langen Sverigeritten, einem 55- tägigen Wanderritt vom Norden in den Süden Schwedens.

„Es war sehr feierlich! Menschen haben sich am Rand beider Seiten des Reitweges versammelt. Es fühlte sich ein bisschen königlich an, winkend an den Zuschauern vorbei zu reiten. Wir sind durch die Altstadt von Ystad und die engen Kopfsteinpflastergassen geritten –  die Akustik war fantastisch! Majestätisch und imposant!“ Marie ritt ohne Sattel; „Ich wollte das blau meiner Satteldecke zeigen; die Farbe der schwedischen Flagge.“

Jenny André, die die Kutsche gefahren ist, hat ihrem Islandpferdeschimmel Gloi die isländische Flagge aufgemalt. „Ich wollte die Vielseitigkeit des Islandpferdes demonstrieren; die meisten ziehen keine Kutschen,“ erzählte sie der Ystad Allehanda Zeitung. Aber sie können es definitiv und sie sind die perfekte Rasse für Wanderritte, wie der Sverigeritten beweisen konnte. „Meiner Meinung nach ist das Islandpferd fröhlich, leicht zu händeln, fleißig, sozial, freundlich, genügsam und unkompliziert – das beste und freundlichste ‚off road Fahrzeug‘ der Welt!“ hat Marie uns im Juni erzählt.



Marie bedankt sich an alle Teilnehmer. Foto: Eva Larsson.

Der Wanderritt begann am 13. Juni auf Gotland, Schwedens größter Insel. Dann wurde der „Staffelstab“ (ein Handy) an die nächste Gruppe in Kiruna (im Norden) weitergereicht. Nach ein paar mittellangen Ritten in Schwedens nördlichsten Gegenden ging die Reise mehr oder weniger direkt von Sundsvall nach Ystad.

Marie hat gemeinsam mit 17 Islandpferdevereinen aus dem ganzen Land den Ritt organisiert. Einer ihrer persönlichen Höhepunkte war es, alle Leute, mit denen sie über ein Jahr lang in Kontakt war, zu treffen. Von insgesamt 363 Reitern, waren im Schnitt sieben Reiter auf jedem Abschnitt der Strecke. Manchmal waren es weniger Reiter und manchmal mehr, aber auf allen Ritten war die Stimmung „fantastisch“, wie Marie es beschreibt.

Marie selbst ritt 33 Tage und legte über 900km auf dem Pferderücken zurück – teilweise, weil sie die Wanderritte, auf denen sie in Island war, nie wirklich lang genug fand. „Ein Ritt ist meiner Meinung nach nie lang genug!“ und tatsächlich, da viele Leute den Ritt wiederholen möchten oder ihn dieses Jahr leider verpasst haben, wird 2022 ein weiterer Sverigeritten geplant. Ziel ist es, den Sverigeritten alle zwei Jahre stattfinden zu lassen. „Aber nächstes Jahr werde ich schlafen!“ lacht Marie.

Das Hauptgrund, Sverigeritten zu organisieren, war es Leute zusammenzubringen und Freizeitreiter aus ganz Schweden zu vereinen. Diejenigen, die nicht mitreiten konnten, konnten an der Sverigerittutmaningen Challenge teilnehmen. Offen für alle Vereinsmitglieder, konnten Leute selbst Ritte organisieren und gemeinsam das Äquivalenz zur Distanz von Kiruna nach Ystad, 1,748km, zurücklegen. Die Herausforderung war ein großer Erfolg und es haben 34 Vereine und 105 Reiter teilgenommen. „Ich überlege, diese Aktivität auch 2021 stattfinden zu lassen und die Vereine vor Ort 2,021 km in 2021 sammeln zu lassen,“ erklärt Marie.

Die Reiter überqueren die Brücken von Umeå. Foto: Linn Johansson – @ewalinn.

Während des Sverigeritten sammelten Teilnehmer Spenden für Min stora dag, einem Wohltätigkeitsverein für Kinder mit langwierigen Krankheiten. Am Ende kamen ungefähr SEK 40,000 (EUR 3,900) zusammen, mehr als das doppelte des ursprünglichen Ziels. Teilnehmer konnten außerdem an einem Fotowettbewerb teilnehmen und es wurden 200 Fotos eingereicht! Die Gewinner werden bei der SIF Herbstkonferenz im November bekannt gegeben; es gibt viele tolle Preise, unter anderem eine Reise nach Island, die von Horses of Iceland gespendet wurde. (Schaut euch die Beträge unter #sifävling auf Instagram an.)

Das Islandpferd hat während des Rittes jede Menge Medienpräsenz bekommen; von dem Wanderritt wurde in 15 Zeitungsartikeln, 11 Radiosendungen und einer TV Sendung berichtet. Die Teilnehmer teilten außerdem Fotos und Updates in den sozialen Medien; ein Foto von den Reitern als sie die Brücken von Umeå überquerten, gewann sogar den Fotowettbewerb der Stadt im Juni auf Instagram!

Marie „fällt vom Pferd“. Foto: Frida Lindström.

Glücklicherweise kam es zu keinen ernsthaften Verletzungen, es passierten nur ein paar kleine Missgeschicke. „Ich fiel von einem Pferd und musste natürlich einen Kuchen kaufen und ihn allen auf dem Ritt am nächsten Tag anbieten,“ verrät Marie. „Da wir vergessen haben, ‚in dem Moment‘ ein Foto zu machen, haben wir ihn später nachgestellt!“ Außerdem ging der Vorsitzende einer der Vereine ungewollt Baden. „Nachdem wir den Ritt des Tages beendet hatten, gingen wir zu einem See um die Pferde trinken und in das Wasser gehen zu lassen. Das Pferd entschied sich dazu, sich im Wasser zu wälzen und der Reiter wurde patschnass!“

Jetzt, wo sie einige Zeit zum Ausruhen und Nachdenken hatte, woran erinnert sich Marie besonders? „Die Mitglieder zu treffen, während ich mit ihnen ritt und mit ihnen redete; großartige Teile Schwedens vom Pferd aus zu sehen, zu hören und zu riechen; einen frischen Abdruck einer Bärentatze auf einer Schotterstraße und ein Elchgeweih zu finden,“ erwähnt sie. „Das Finale in Ystad war großartig! Und allen zu zeigen, was alles möglich ist, wenn man den Willen hat und zusammenarbeitet.“

Text: Eygló Svala Arnarsdóttir. Übersetzung: Louisa Hackl. Fotos: Marie Svensson, Eva Larsson, Linn Johansson (die fünf ersten Fotos in der Gallerie) und Frida Lindström.

Galerie

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