Otur, ein wahrer Meister ist verstorben

Der berühmte isländische Hengst Otur frá Sauðárkróki ist Ende 2018 im Alter von 36 Jahren verstorben. Er wurde 1982 in Skagafjörður, Nordisland, geboren, aber seine letzten Jahre hat er auf dem Hof Pfaffenbuck in Bayern verbracht. Otur ist einer der wichtigsten Ahnen des Islandspferdes; für seine Nachkommen hat er 1994 den Elitepreis auf dem Landsmót, der isländischen Nationalschau, bekommen. Otur selbst hat eine Gesamtwertung von 8,37, 8,05 für Exterieur und 8,69 für Reiteigenschaften erhalten, als er 1990 auf dem Landsmót in Vindheimamelar vorgestellt wurde. 

 

Der hohe genetische Einfluss von Otur in der Islandspferderasse ist hauptsächlich durch sein Sohn, Orri frá Þúfu entstanden, wie Þorvaldur Kristjánsson, der beim Beratungszentrum für Landwirtschaft für Pferdezucht verantwortlich ist, sagt. Þorvaldur erklärt, dass Orri, nach Hrafn frá Holtsmúla, der Hauptahne des Islandspferdes auf Island ist. „Oturs Einfluss ist wesentlich geringer durch andere Nachkommen, aber auch Rökkvi frá Hárlaugsstöðum sollte  in diesem Zusammenhang erwähnt werden. Zwei seiner Söhne wurden in den letzten Jahren viel in der Zucht genutzt, ebenso die Söhne von Orka frá Hvammi: Ómur und Óliver frá Kvistum,“ fügt Þorvaldur hinzu. „In der Zukunft wird der genetische Einfluss von Otur wahrscheinlich zum größten Teil durch Orri gesichert sein. Dank Orri und auch anderen Nachkommen werden Oturs Gene fortab bewahrt werden.“

 

Oturs Eltern waren Hrafnkatla und Hervar frá Sauðárkrókur aus der Zucht von Sveinn Guðmundsson, der leider verstorben ist. Sein Sohn, Guðmundur Sveinsson, schrieb auf seiner Facebook Seite (auf feykir.is veröffentlicht), dass selbst wenn Otur nicht immer die besten Fohlen produziert hat, haben drei seiner Söhne den Viergang auf dem Landsmót gewonnen; eine einzigartige Leistung.

 

Guðmundur hat Otur folgenderweise beschrieben: „Schon als Fohlen war er auffällig, mit großen Bewegungen und allgmein auffallender Entwicklung.“ Guðmundur lobt Oturs Trainer, Einar Öder Magnússon, der Otur im Alter von vier Jahren trainiert hat, und Eiríkur Guðmundsson, der sein Training im darauffolgenden Jahr übernommen hat (Einar und Eiríkur sind traurigerweise beide verstorben). „Diese beiden Genies haben das junge, geistreiche und überschwängliche Pferd gut verstanden, respektierten es und haben ihm Zeit gegeben,“ schreibt Guðmundur.

 

Einar und Eiríkur waren vom jungen Hengst sehr begeistert. In einem Artikel über Otur von Valdimar Kristinsson, der in der Zeitung Morgunblaðið im Jahr 2000 publiziert wurde, meinte Einar sogar, dass er in Otur „verliebt“ war. Einar hat Otur so sehr gelobt, dass einige seinen Mittelname aus Ödur zu Otur verändern wollten! 

 

„Vom ersten Moment als ich auf seinem Rücken saß, war er brav, aber auch empfindlich und dynamisch. Seinen Schwung konnte man gleich von Anfang an spüren und ich würde ihn als ein Pferd mit echtem Eifer beschreiben, “ wird Einar in Valdimars Artikel zitiert. „Der Tölt war immer sicher und ausgezeichnet, der Rennpass offen und kam natürlich, aber im Trab war er eher unsicher ... Als ich Otur geritten bin, habe ich vom ersten Augenblick an gespürt, dass er ein Meister ist, mit ausgeprägten Fähigkeiten, einer schönen Mähne und voll sprudelnder Engerie.“

 

Auch Eiríkur hat starke Gefühle für Otur entwickelt. Er hat das fünf Jahre alte Pferd im Frühjahr 1987 und später im gleichen Jahr auf einer regionalen Fizo in Melgerðismelar vorgestellt. „Ich habe ihn einige Male mit Eiríkur gesehen und dachte, dass sie besonders gut in Melgerðismelar geritten sind,“ sagt Einar und fügt hinzu, dass auch er von ihrer Vorstellung auf dem Landsmót in Vindheimamelar im 1990 begeistert war. „Eiríkur und ich haben viele interessante Gespräche über unser geimeinsames Hobby – Otur – geführt.“  

 

Als Otur sechs Jahre alt war, hat Guðmundur Sveinsson das Training vom Pferd seines Vaters übernommen. „Im Verlauf des Winters wurde das Pferd abenteuerlich lustig zu Reiten. Er ist eines des besten und eindruckvollsten Pferde, die ich je geritten bin. Seinen Gehwillen werde ich nie vergessen; solch ein überschäumender Eifer, ohne jedoch die Kontrolle übernehmen zu wollen “

 

Sveinn mochte das Pferd auch sehr gerne. In Valdimars Artikel sagt er, dass Otur ihn stärker als alle anderen Pferde die er je geritten ist beeindruckt hat. „Weder vor noch nach Otur bin ich solch ein lebhaftes Pferd, das gleichzeitig so wunderbar gehorsam ist, geritten.“

 

Im Jahr 2000 wurde Otur ins Ausland verkauft und vielen tat es leid, auch Valdimar, der den Artikel geschrieben hat. Er kommentierte, dass Otur möglicherweise immer noch Pferde wie Orri frá Þúfu produzieren konnte, und dass es schade wäre, wenn diese im Ausland geboren würden.

 

Valdimar hatte auch Recht: Teigur vom Kronshof hat die höchste Bewertung aller Oturs Nachkommen erhalten (8,31 – 8,84 – 8,63). Von seinen zehn am höchsten bewerteten Nachkommen sind drei außerhalb Islands geboren. Aber auf Island gibt es natürlich auch viele Nachfahren. Insgesamt sind 1023 registriert worden (siehe hestafrettir.is). Oturs Qualitäten leben in ihnen weiter, u.a. sein sanfter Hals und Körperbau, gute Haltung und flexibler Rücken, hervorragende Hufe und großartige Gehwille. Viele seiner Nachkommen sind hochklassige Reitpferde.

 

In seinem Artikel beschreibt Valdimar Otur folgenderweise: „Otur ist das Symbol des wilden, freien Willens des Islandspferdes, seiner Kraft und Fähigkeiten. Viele waren von der Energie dieses sanften und gleichzeitig unglaublich starken Pferdes beeindruckt.“

 

Text: Eygló Svala Arnarsdóttir. Fotos: Friðþjófur Þorkelsson und aus der Sammlung von Guðmundur Sveinsson.