Kesselkratzer ist der fünfte der 13 Isländsichen Weihnachtsmänner, die jedes Jahr im Dezember aus den Bergen zu Besuch kommen. Er liebt es, Essensreste aus den Töpfen in den Küchen der Menschen zu kratzen, aber er hasst es, zu fliegen…! Du fragst dich vielleicht, warum ein Weihnachtsmann in einem Flugzeug fliegen muss? Aber für jeden kommt irgendwann die Zeit, in der man sich einer Herausforderung stellen muss und genau das war auch bei Kesselkratzer der Fall. Aber fangen wir von vorne an.

Ihre Worte sind das Gesetz
Eines Tages im Dezember wachte Kesselkratzer lange vor seinen Brüdern auf und stolperte in die Küche, um Haferbrei zu frühstücken. Natürlich lebten die 13 Weihnachtsmänner noch bei ihren Eltern, bei der abstoßenden Riesin Grýla und dem unglaublich faulen Leppalúði. Grýla stand auf einem Stuhl und putzte die Küchenschränke indem sie Mäuse und Spinnen hinausfegte. Sie hat sich gefreut, ihren Sohn Kesselkratzer zu sehen aber er hatte sofort bereut, so früh aufgestanden zu sein.

„Also mein lieber Sohn, jetzt brauche ich deine Hilfe. Wir müssen Fleisch und Kartoffeln von der Farm Hella bei dem Mývatn See für das Weihnachtsessen holen. Da ich eine Riesin bin, die die Sonne nicht sehen darf, kann ich nicht gehen und schicke deshalb dich,“ sagte Grýla sehr bestimmerisch. Kesselkratzer hatte nicht die Energie, zu protestieren und aß auf und bereitete sich auf seinen Ausflug vor.

„Wir verlassen uns darauf, dass du das Weihnachtsessen rechtzeitig nach Hause bringst, mein Sohn,“ sagte Grýla während sie sich von ihrem Sohn verabschiedete und ihm eine kleine Stärkung für den Weg gab.

Blitze, Blitze und Heulen
Kesselkratzer malte sich einen wunderschönen Tag am See aus. Er würde einfach direkt mit seinem Schneemobil von Mývatn Schneemobile zu Hella fahren, das Fleisch holen, seine Brotzeit essen und sich nicht großartig beeilen, zurück nach Hause zu fahren. Er saß auf dem Schneemobil, setzte seine Sonnenbrille auf und fuhr los. Nach einiger Zeit hörte er ein leises Heulen hinter ihm aber er fuhr weiter, da er sich beeilen wollte. Aber das Geheule hörte nicht auf, also drehte er sich um und sah das Blaulicht eines Polizeiautos. Der Polizist war gekommen um ihn aufzuhalten, da er viel zu schnell gefahren war. Er bat Kesselkratzer, vom Schneemobil zu steigen und zu seinem Auto zu kommen.

„Also Kesselkratzer, du hast dein Schneemobil gerade viel zu schnell gefahren. Ich werde es an mich nehmen und du kannst darüber nachdenken, was du getan hast,“ sagte der Polizist und lud das Schneemobil auf seinen Hänger, woraufhin er davon fuhr.

Merkwürdige Schläge in der Luft
Jetzt steckte Kesselkratzer in Schwierigkeiten. Wie sollte er jetzt das Weihnachtsessen abholen? Kessselkratzer lief die Straße entlang und hoffte, dass jemand anhalten und ihn mitnehmen würde. Aber er lief stundenlang ohne dass auch nur ein Fahrzeug vorbei kam. Er war müde, hungrig und setzte sich neben eine alte Hütte um seinen Proviant zu esssen und sich etwas auszuruhen. Plötzlich hörte er einen lauten Schlag in der Luft und bekam es mit der Angst zu tun. Dann sah er, dass der Donner durch etwas das durch die Luft glitt und direkt neben ihm landete, verursacht worden war.

„Nein, was seh ich denn da? Ist das nicht Kesselkratzer?“ sagte der Mann, der aus dem Flugzeug stieg. Der Mann sah, dass er Angst hatte und erklärte, dass er ein Pilot bei Mýflug Air war und er mit seinem kleinen Flugzeug beim Flughafen am Mývatn See gelaandet war. Der Pilot fragt Kesselkratzer, warum ihm so kalt war und warum er so müde war und warum er am Flughafen saß. Kesselkratzer erzählte ihm von dem Vorfall mit dem Polizisten und dem Schneemobil und sagte, dass er wahrscheinlich nicht pünktlich zum Weihnachtsessen nach Hause zu seiner Mutter Grýla kommen würde, was sie wütend machen wird.

„Ich verstehe, jetzt kannst du auch mit anderen Transportmitteln als Schneemobilen von A nach B kommen. Soll ich dich einfach in meinem Flugzeug mitnehmen?“ sagte der Pilot freundlich. Kesselkratzer war kein Fan dieser Idee, da er noch nie in so einem Flugzeug geflogen war. Er hatte tierische Angst davor, in einem Metallzylinder durch die Luft zu fliegen. Aber der Pilot überzeugte ihn von der Zuverlässigkeit von Flugzeugen und davon, dass sie sich an alle Gesetze und Regeln der Luftfahrt halten werden. Das konnte Kesselkratzer dann endlich überzeugen. Er war überrasscht, wie viel Spaß es machte in einem Flugzeug zu fliegen. Er sah all die Menschen, die Dimmuborgir besuchten und er sah die Jarðböðin beim Mývatn See, wo viele Leute ein Bad zu Weihnachten nahmen. Der Pilot landete das Flugzeug auf dem Feld des Farmers bei Hella und Kesselkratzer bedankte sich und führte seinen Auftrag weiter aus.

Wie kommt Kesselkratzer nach Hause?
Kesselkratzer schlenderte nach Hause zu der Farm, wo er begrüßt wurde und die Hausfrau die gößten Leckereien brachte, mit denen er sich den Bauch voll schlug.

„Wie kommst du jetzt nach Hause?“ fragte die Hausfrau Hildigunnur nachdem sie sich von Kesselkratzer die Komplikationen des Tages erklären ließ.

Naja, darum hatte er sich noch keine Gedanken geamacht, weil er so froh war, überhaupt nach Hella gekommen zu sein. Aber er musste immer noch rechtzeitig nach Hause kommen und das war nicht möglich, wenn er zu Fuß gehen würde.

„Aber ich muss heute nach Hause kommen, sonst wird Grýla sauer,“ sagte Kesselkratzer verängstigt und tat sich selbst in seiner misslichen Lage leid.

„Mach dir keine Sorgen mein lieber Freund. Der Farmer Guðjón und andere hier von der Farm gehen nach der Kaffeepause auf einen Adventsritt über den See und sie können dich nach Hause nach Dimmuborgir bringen“, sagte Hildigunnur und legte ihre Hand auf die Schulter des armen Kesselkratzer, der sich jetzt etwas besser fühlte.

„Ich hatte schon immer Angst vor Pferden und weiß auch nichts von ihnen. Sie mögen mich auch nicht!“ sagte Kesselkratzer und fing wieder an zu zittern.

„Ich habe ein Pferd namens Snarfari, es ist der Mývatn Meister im Tölt. Er ist sehr ruhig und ein gutes Pferd, das jedem Spaß macht. Du kannst mir vertrauen,“ sagte Hildigunnur und damit war die Entscheidung gefallen.

Kesselkratzer sucht sich einen neuen Job
Also Kesselkratzer aus dem Stall kam, sah er ein großes und wunderschönes Pferd, das glänzend und stolz in seiner Box stand. Er wieherte laut und trat gegen die Tür. Er war eindeutig bereit, raus zu gehen und das schöne Winterwetter zu genießen, nachdem er sich bei der Morgenfütterung den Bauch vollgeschlagen hatte. Das war Snarfari.

„Also Kesselkratzer, du schwingst dich langsam auf Snarfaris Rücken, hältst die Zügel leicht fest und steckst deine Füße in die Steigbügel. Dann setzt du dich entspannt hin und genießt es, diesen tollen Gæðingur zu reiten“, sagte der Farmer Guðjón und Kesselkratzer hörte genau zu.

Sein Herz schlug schneller als sonst, aber er war fest entschlossen, sein Bestes zu geben und die Wärme von Snarfari und sein tolles Auge halfen sehr. Kesselkratzer war in einem früheren Leben wahrscheinlich Pferdetrainer. Keiner in der Gruppe hatte zuvor ein solches Talent gesehen. Snarfari töltete so schön unter dem Jungen und ihre Zusammenarbeit war einzigartig zu beobachten und sie holten gegenseitig das beste aus sich heraus. Falls Kesselkratzer jemals seinen Job wechseln wollte, würde er sofort als Trainer angestellt werden. Das war glasklar!

Grýla begrüßte die Gäste und war ein bisschen irritiert von den Dingen, die ihr Sohn an dem Tag angestellt hatte. Snarfari wieherte Kesselkratzer freundlich zu, als sie sich verabschiedeten und der steckte seinem Freund als Dank einen Weihnachtsapfel zu.

 

Hier könnt ihr mehr über die 13 Isländischen Weihnachtsmänner in Dimmuborgir lesen. Auf der Horses of Iceland Website findet ihr mehr Geschichten über Stiff Leggy, Gully Gawk,  Stúfur und Löffellecker.

Text: Hilda Karen Garðarsdóttir. Übersetzung: Louisa Hackl. Photos: Marcin Kozaczek / visitmyvatn.is

Share: