Sigrún Helga Halldórsdóttir (11) und Arnar Orri Guðmundsson (18) wuchsen beide umgeben von Pferden auf. Sie genießen die Gesellschaft von Tieren und verbringen ihre Zeit gerne auf dem Pferderücken: auf Turnieren oder auf Ausritten in der Natur.
Sigrún Helga
 
Sigrún Helga erinnert sich nicht mehr, wie jung sie war, als sie zum ersten Mal auf einem Pferd saß, „aber als ich vier oder fünf war, fing ich an alleine auf dem Reitplatz zu reiten,“ sagt sie. Bei ihrem ersten Ausritt mit ihren Eltern war sie auch noch sehr jung. Anfangs hielten sie die Zügel ihres Pferdes, aber sobald sie fünf oder sechs war, konnte sie ihr Pferd selbst kontrollieren. „Ich hatte nie Angst,“ sagt sie. 
 
Sigrún Helga lebt in Reykjavík, ihre Familie besitzt einen Stall in Víðidalur. Während der Schulferien besucht sie oft ihre Großeltern auf dem Hof Bjargshóll im Nordwesten Islands und genießt es, dort auf dem Land zu reiten. Auf die Farm kommen auch Touristen, um Ausritte in die Natur zu machen und im Herbst ist es sehr beliebt, dort beim Schafabtrieb zu helfen. Sigrún Helga war auf diesen Ritten natürlich dabei. 
 
Sigrún Helga hat schon an vielen Reitkursen teilgenommen und empfiehlt es allen Kindern, die gerne Reiten lernen wollen. „Es macht sehr viel Spaß. Ich habe gelernt, wie man sattelt und auch sonst alles macht.“ Sie ist Mitglied des Reitvereins Fákur und nimmt regelmäßig in dessen Namen an Turnieren teil. Sie trainiert fast jeden Tag, meistens auf Gefjun frá Bjargshóli, eine Stute ihrer Großeltern, welche diese selbst gezüchtet haben. 
 
Mitte April nahmen Sigrún Helga und Gefjun an einem Turnier in Reykjavík teil. Dort zeigten sie neben einer Töltprüfung im Viergang auch Schritt, Trab und Galopp. Sie schlossen die beiden Prüfungen sehr erfolgreich ab, gewannen den Tölt und wurden fünfte im Viergang. Sigrún Helga möchte auch in der Zukunft Pferde trainieren und Turniere reiten. „Ich würde gerne zu den besten Reitern des Landes gehören und Mitglied des Nationalteams werden.“
 
Im Mai letzten Jahres gewannen Sigrún Helga und Gefjun die Reykjavíkmeisterschaft und Angfang dieses Monats den ersten Platz in der Tölt T2 Prüfung auf der Islandsmeisterschaft. Sie strahlt, wenn sie beschreibt, wie es sich anfühlt zu gewinnen. „Ich war so zufrieden mit meiner Stute nachdem wir gewonnen hatten, also gab ich ihr Leckerlis und machte ihr viele Komplimente,“ sagt Sigrún Helga. „Gefjun ist mein liebstes Reitpferd.“ Sie stellt ihre Pokale auf ein Regal in ihrem Zimmer. „Mein Vater hat gesagt, ich habe so viele Preise gewonnen, dass wir zu IKEA fahren müssen, um ein neues Regal zu kaufen!“
 
 
Arnar Orri
 
„Meine Familie besitzt Pferde, seit mein Großvater 24 Jahre alt war. Er wollte eigentlich Bauer werden, doch das funktionierte nicht und er beschloss, stattdessen Pferde zu kaufen,“ sagt Arnar Orri. Gerade eben hat er das zweite Jahr der Oberstufe beendet und verbringt den Großteil seiner Freizeit in der Stallgemeinschaft Viðidalur, wo seine Familie ungefähr zehn Pferde hat. Auch er ist Mitglied des Reitvereins Fákur. „Wir bringen die Pferde um Neujahr in den Stall und im Juni oder Anfang Juli dürfen sie zurück auf die Weide.“ Er geht fast jeden Tag reiten und manchmal, wenn das Wetter schön ist, auch nicht nur einmal pro Tag. Er mag es, mit seiner Familie oder seinen Freunden zu reiten, aber es macht ihm nichts aus, alleine unterwegs zu sein. In Viðidalur gibt es viele Reitwege und üblicherweise reitet er um den Rauðavatn See, zum Elliðavatn See oder durch die Rauðhólar Pseudokrater. 
 
Obwohl Arnar Orri reitet, seit er klein war, hat er erst vor drei Jahren bemerkt, wie wichtig ihm das Reiten tatsächlich ist. „Ich war auf einem Pferdeabtrieb. Wir besuchten die Familie in Borgarfjörður und ritten durch das komplette Tal.“ Als er gefragt wird, was an diesem Ausflug besonders toll war, sagt er: „Einfach mit den Tieren zusammen zu sein und die Natur zu erleben. Jedes Pferd hat seinen eigenen Charakter. Sie sind alle soziele Wesen. Die Reitwege sind noch abgelegener als die Wanderwege und es gibt gar keinen Lärm oder Gebäude. Es ist so viel friedlicher [als die Stadt]. So ruhig und leise.”
 
Für Arnar Orri ist das Reiten eher ein Hobby und kein Turniersport, obwohl er denkt, dass er in Zukunft vielleicht mal ein Turnier reiten wird. Er hat an Reitkursen teilgenommen und Reiten als Wahlfach in der Schule belegt. Außerdem hat er die Knapamerki, die isländischen Reitabzeichen, in Level 1 und 2 abgeschlossen. Arnar Orri hat außerdem bei der Reitschule Reiðskóli Reykjavíkur gearbeitet, welche er weiterempfiehlt. „Reitkurse machen sehr viel Spaß. Dort sind viele andere Kinder und jeder hat gute Laune. Du erlebst die Pferde hautnah, arbeitest mit ihnen und spielst alle möglichen Spiele.“ Er gibt zu, dass der Reitsport zwar sehr zeitaufwändig ist, für ihn aber überwiegen die Vorteile. „Du verpasst vielleicht einen Teil der Gesellschaft deiner Freunde, aber dafür lernst du andere Leute, die auch Pferde haben, kennen und wirst ein Teil einer neuen Gemeinschaft. Die Pferde haben auch selbst großartige Charaktere und man fühlt sich nie alleine, wenn man bei ihnen ist.“
 
Text: Eygló Svala Arnarsdóttir. Übersetzung: Louisa Hackl. Fotos: Aus privaten Sammlungen. Überste Foto von Ola Photos.
 
Eine längere Version des Artikels wurde im isländischen Jungendmagazin HVAÐ im Mai 2019 veröffentlicht. 

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