Heute ist ein besonderer Tag im Kindergaren: Die Kinder werden reiten gehen!
Fröhliches Lachen und aufgeregte Kinderstimmen verschwimmen mit dem Läuten der Kirche und den vielsprachigen Unterhaltungen von Touristen. Die Sonne strahlt, als Krakkahestar („die Pferde der Kinder“) beim Grænaborg, einem Kindergarten gegenüber der Hallmgrímskirkja Kirche inmitten Reykjavíks, ankommt. Die Kinder haben gespannt auf den Besuch gewartet. Heute ist ein besonderer Tag im Kindergaren: Sie werden reiten gehen!
Die Kinder bilden eine Schlange und warten geduldig, bis sie auf eines der Pferde steigen dürfen. Ihre Gesichter strahlen, während sie anstehen und ein Mitarbeiter von Krakkahestar ihnen hilft, den Helm aufzusetzen und einen ausbalancierten Sitz im Sattel zu finden, bevor das Pferd auf dem Spielplatz herumgeführt wird. Die Kinder finden die Namen mancher Pferde ziemlich witzig, die beliebtesten sind Sportacus und Raggi-Rosinenpo.
Gunnsa freut sich über ihre Arbeit.
„Die Kinder haben immer sehr viel Spaß, auch wenn es nur eine kleine Runde ist“, sagt Gerður Sif Hauksdóttir, Rektorin von Grænaborg. Der Besuch wurde in Zusammenarbeit mit dem Elternbeirat organisiert. „Wir beschlossen, es vor einem Jahr zu probieren und jeder hat sich so sehr über ihren Besuch gefreut, dass wir sie seit dem zweimal gebucht haben. Die Kinder profitieren sehr davon. Am Wichtigsten ist es ihnen, mit den Tieren in Kontakt zu kommen, sie aus der Nähe zu beobachten, sie zu streicheln und zu reiten.“ Gerður sagt, dass durch die Besuche, sowohl zuvor als auch danach, viele Diskussionen und Gespräche entstehen, sodass das Ganze auch einen Bildungswert aufweist.
Bevor sie reiten dürfen, zeigt die Besitzerin von Krakkahestar, Gunnhildur Viðarsdóttir (oder Gunnsa, wie sie genannt wird), verschiedene Gegenstände die im Umgang mit Pferden benutzt werden. Zum Beispiel eine Raspel, welche sie als „Pferdezahnbürste“ vorstellt. Die Kinder staunen, als sie ihnen einen Pferdeschädel zeigt und ihnen dann die Raspel gibt, um sie daran auszuprobieren. Gunnsa zeigt ihenen außerdem einen alten Sattelgurt aus Pferdehaar und einen selbstgemachten Kamm. „Mein Großvater hat ihn gemacht“, verrät sie. „Als er jung war, war es nicht möglich alles zu kaufen.“ Gunnsa erklärt, dass ihre Vorstellung sich um das Leben in der Vergangenheit dreht, bevor es Autos und Geschäfte gab und als Menschen noch alles selbst fertigten. Außerdem bringt sie ein altes Kopfstück und einen Hocker zum Melken mit.
Die Zähne „bürsten“.
Gunnsa, eine ausgebildete Kindergärtnerin, gründete Krakkahestar vor 20 Jahren. „Meine Abschlussarbeit handelte von den Auswirkungen von Fernsehen und Sport auf junge Kinder. Ich interessiere mich sehr für Tiere und Erholung im Freien. Die Idee kam mir, als ich zu dem Kindergarten ritt, in dem ich 1997 gearbeitet habe, und bemerkte wie sehr sich die Kinder, und nicht zuletzt auch die Mitarbeiter, darüber freuten.“
In vielen Kindergärten ist der Besuch von Krakkahestar ein jährliches Event, oft in Verbindung mit Mottotagen oder Sommerfesten. Gunnsa kommt mit drei oder vier Pferden und vier oder fünf Angestellten, und alle Kinder, die es möchten, können reiten gehen. Als es Zeit für Krakkahestar ist, sich von Grænaborg zu verabschieden, streicheln die Kinder die Pferde liebevoll, geben ihnen sogar ein Küsschen und bedanken sich für das Reiten: „Tschüss, Raggi- Rosinenpo!“
Text: Eygló Svala Arnarsdóttir. Übersetzung: Louisa Hackl. Fotos: Gígja D. Einarsdóttir.