April Anderson, Leiterin der Produktionsfirma Art As Air, erzählt davon, wie die Geschichte und die Dokumentation Tails of Iceland entstanden ist.
April Anderson, Leiterin der Produktionsfirma Art As Air, erzählt davon, wie die Geschichte und die Dokumentation Tails of Iceland, welche von Islandpferden und deren Verbindung zu den Menschen erzählt, entstanden ist. Der Film feierte im März 2019 seine Premiere in Reykjavík und wird im Dezember auf dem EQUUS Film Festival in Williamsburg, Brooklyn, USA gezeigt werden.
 
 
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Tails of Iceland entstand dadurch, dass wir die unterschiedlichen und besonderen Beziehungen zwischen isländischen Menschen und deren speziellen Pferden entdecken und filmen wollten. Es geht um die Kultur und die Verbindung  zwischen Mensch und Pferd. Es gibt tausende Geschichten über die vielen hundert Jahre, die das Islandpferd schon auf der beeindruckenden, rauen Insel im Norden lebt. Unser Ziel war es, ein paar der Erzählungen und auch einen Großteil der Geschichten festzuhalten. Viel wichtiger war es aber, darzustellen wie tief diese einzigartige Partnerschaft gehen kann. 
 
Island. Für den Rest der Welt schafft allein der Klang des Namens dieses winzigen Landes Bilder von starken Wikingern, rauem Klima, ausbrechenden Vulkanen und jeder Menge… Eis. Das ist allerdings nicht ganz passend, da ein Großteil des Landes die meiste Zeit des Jahres von wunderschönem grünen Moos bedeckt wird. 
 
Wenn man das noch mit der Romantik und dem Mysterium der Nordischen und Keltischen Mythologie mischt, erhält man ein Traumziel voller Abenteuer. An jeder Ecke findet man eine neue Mondlandschaft, die einen leicht vergessen lässt, dass man sich noch auf dem Planet Erde befindet. 
 
Dann sind da noch die Bewohner Islands. Momentan ungefähr 350.000 an der Zahl, haben sie über Jahrhunderte eine einzigartige Kultur und Lebensweise im Zusammenleben mit der unberechenbaren isländischen Natur entwickelt. In Zeiten von Aufruhr und vermehrt erkennbarer Unmenschlichkeit, sind das Land und seine Leute eine Art Hoffnungsschimmer. Die Gesellschaft basiert auf Akzeptanz, harter Arbeit, Gemeinschaft und unabhängigem Überleben.
 
 
An der Seite der zweibeinigen Bewohner der Insel sind die Pferde. In Island leben etwa 100.000 Pferde. Viele weitere Islandpferde wurden exportiert, oder sogar im Ausland gezüchtet und dürfen daher nie wieder auf die Insel zurückkehren. Da es in Island kaum Pferdekrankheiten gibt, ist das Islandpferd eine der gesündesten und reinsten Pferderassen auf der ganzen Welt. Aber erst ihre Charaktere machen die Pferde wahrlich besonders.
 
Sie sind neugierig und schlau, folgen auf Schritt und Tritt wie ein Hundewelpe und stecken ihre weichen Nasen überall hinein. Zusammen mit ihrer geringeren Körpergröße, machen ihre fünf Gänge sie zu einer einzigartigen Pferderasse. Diese Gangarten sind angeboren und einzig die Mongolischen Pferde zeigen neben ihnen eine ähnliche natürliche Vielfalt von Gangarten. Manche sagen, dass die Islandpferde von den Mongolischen Pferden abstammen.
 
Vor 1,000 Jahren, als die Pferde erstmals aus Schottland, Irland, der Mongolei oder Norwegen nach Island gebracht wurden, sollten sie als Arbeitstiere genutzt werden, um das Leben der frühen Siedler einfacher zu machen. 
 
Heutzutage, vor allem in den letzten Jahrzehnten, hat sich der Fokus weg vom Arbeitstier und hin zum Freizeitfreund oder Turnierpferd bewegt. Die Verbindung zwischen den kräftigen Pferden und deren Menschen ist tief verankert, da sie die Herausforderungen, die das Leben in Island mit sich bringt, Seite an Seite meistern. 
 
Der Film, Tails of Iceland, begann als (und bleibt) eine Herzensangelegenheit. Die aktuellen Geschichten und die älteren Erzählungen über die Islandpferde, die von ihren liebevollen Besitzern erzählt wurden, entfachten bei allen beteiligten schnell eine Leidenschaft. Für die von uns, die nicht in Island wohnen, war es als ob wir in eine Art Fantasiewelt gerieten, die besser war als alles, was wir uns jemals vorstellen hätten können. Jede einzelne Geschichte eröffnete neue Blickwinkel und brachte neue Ideen. Auch die isländischen Produzenten profitierten davon, ihre Heimat durch unsere Augen zu sehen und sie noch einmal anders zu wertschätzen. So viele Geschichten wie möglich festzuhalten, spiegelt nicht die gesamte Magie des Landes wider, aber es ist ein sehr guter Beginn! Wir hoffen, ihr werdet den Film sehen und euch durch die wundervolle Welt der Islandpferde führen lassen. 
 
 
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Zu Beginn:
 
Als mein Mann, Martin Chytil, und ich auf dem Rückflug von unserer ersten Islandreise 2014 trafen wir ein frisch verheiratetes isländisches Paar auf dem Weg in die Flitterwochen. Nachdem wir uns den ganzen Flug über unterhalten hatten, wurden wir zu Facebook- Freunden. Später fanden wir heraus, dass der junge Mann, Kári Örn Hinriksson, seit er 17 war, eine seltene und aggressive Art von Krebs hatte. Mit 17 hatten die Ärzte ihm zwei Jahre zu leben gegeben und zehn Jahre später kämpfte Kári immer noch mit der Krankheit, aber gleichzeitig lebte er sein Leben aktiv und intensiv. 
 
Als wir uns entschieden hatten, im Sommer 2015 erneut nach Island zu fliegen, verbrachten wir einen Tag mit Kári und Júlíana, die uns den Pferden der Familie vorstellten. Káris Verbindung zu den Pferden war bereits in den wenigen Minuten, die er sie umherscheuchte und erzählte, wie sie alle zu ihren Namen gekommen waren, beeindruckend. Es war ein magischer Tag, der unsere Neugier weckte und schließlich den Wunsch hervorrief, mehr über dieses Land, die Menschen und, natürlich, die Pferde zu erfahren. 
 
 
Sechs Monate später erfuhren wir, dass Kári aufgrund von Komplikationen verstorben war. Neben vielen anderen Dingen hinterließ er das Geschenk einer großartigen Freundschaft zwischen uns, seiner Mutter Erna Arnardóttir, einem waschechten Pferdemenschen, und seinem Vater Hinrik Gylfason.
 
2017 war ich auf der Suche nach Inspiration für ein neues Kunstprojekt und während eines Gesprächs mit Erna beschlossen wir, uns auf eine gemeinsame Reise zu begeben und eine Dokumentation zu schaffen, die von der Verbindung, der Leidenschaft und der Beziehung zwischen den Islandpferden und den Menschen erzählt.
 
Wir wurden von der Erinnerung an Kári inspiriert, der in einem unserer ersten Gespräche von der wahren Bedeutung des „am Leben seins“ sprach: „Erinnert werden. Wenn du diese Erde verlässt, kannst du dir selbst sagen, dass zu etwas hinterlassen hast.“
 
Wir wissen mit absoluter Sicherheit, dass er genau das getan hat und wir sind geehrt, dieses Projekt der Erinnerung an Kári zu widmen. 
 
Tails of Iceland Produzenten:
April Anderson
Erna Arnardóttir
Martin Chytil
 
Text und Fotos: April Anderson.
Einleitung: Eygló Svala Arnarsdóttir.
Übersetzung: Louisa Hackl.

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