2017 wurde Litla-Brekka vom Islandpferdeverband zur Turnier-Farm des Jahres ernannt. Horses of Iceland besucht den Hof in Nordisland an einem verregneten Sommertag.
An einem verregneten Sommertag im Eyjafjörður besuche ich das Ehepaar Vignir Sigurðsson und Jónína Garðarsdóttir, die Pferdezüchter auf der Farm Litla-Brekka im Norden Islands. Sie führen zwei ihrer besten Stuten, Salka und Emma, auf einen Hügel und sie posieren dort elegant für den Fotografen. Die Braune und die Fuchsstute harmonieren farblich mit ihrer Umgebung. Durch den Nebel, der den Fotos etwas Mystisches verleiht, können wir einen Blick auf den Berg Þríklakkur erhaschen.
Emma (links) und Salka frá Litlu-Brekku. Foto: Gunnar Freyr Gunnarsson.
Salka und Emma nahmen beim Landsmót 2018, dem nationalen Zucht- und Sporttunier, an der Zuchtpräsentation für Litla-Brekka teil. „2017 wurde Litla-Brekka vom Islandpferdeverband zur Turnier-Farm des Jahres ernannt, weshalb sie eingeladen wurden an der Zuchtpräsentation auf dem Landsmót teilzunehmen,“ erklärt Vignir. Sie präsentierten zehn Pferde, fünf davon waren fünf oder sechs Jahre alte Stuten in der Eigenschaft von Litla-Brekka: Salka und Emma und auch Sátt, Evíta und Korka, die Vignir und Jónina zu 50% gehören. „Wir waren sehr zufrieden mit der Show und verbuchen als großen Erfolg!“ sagt Vignir und fügt mit einem Lächeln hinzu: „Jónína hat die Kostüme entworfen!“. Alle Reiter trugen zusammenpassende Westen und Querbinder.
Diese Präsentation war gute Werbung für Litla-Brekka. Emma wurde beispielsweise nach Australien verkauft. „Der Käufer sah sie während der Zuchtpräsentation auf dem Landsmót,“ erklärt Jónína. Die beiden geben zu, dass es oft schwierig ist sich von guten Pferden, die sie von klein auf kannten, zu verabschieden. „Das sind immer gemischte Gefühle,“ sagt Jónína. Vignir erzählt, dass die neuen Besitzer Fotos von Emma schickten, als diese das Ziel ihrer langen Reise erreicht hatte. „Sie sieht aus, als ginge es ihr sehr gut.“
„Normalerweise verkaufen wir nur Pferde zwischen sechs und acht Jahren, die bereits ausgiebig trainiert wurden,“ meint Vignir. „Unser Ziel ist es, gute Turnierpferde zu züchten, die unkompliziert im Umgang sind.“ Er erklärt, dass dies sein und auch Jónínas Ziel ist, seit sie Litla-Brekka 1999 kauften. „Wir wollen zuverlässige und umgängliche Pferde mit leichtem Gebäude und gutem Temperament züchten, die gut in Sportturnieren abschneiden würden.“
Vignir und Jónína kümmern sich gemeinsam um die Zucht, das Training übernimmt zum Großteil Vignir selbst. „Vignir verbringt sehr viel Zeit im Stall, aber ich kümmere mich um andere Verpflichtungen,“ bemerkt Jónína. Sie arbeitet außerdem in Vollzeit als Direktorin einer der ländlichen Schulen und auch Vignir arbeitet in Teilzeit als CFO des Beratungszentrum für Landwirtschaft. „Nachmittags bis abends verbringe ich meine Zeit mit dem Reiten. Meistens draußen, aber unsere Reithalle nutzen wir auch sehr oft,“ sagt Vignir. Diesen Winter hat ihm eine deutsche Trainerin bei der Arbeit mit den Pferden assistiert. Jónínas Vater, der in einem eigenen Haus auf der Farm lebt, ist auch eine große Hilfe. „Er genießt es, von den Pferden umgeben zu sein und springt für uns ein, wenn wir Litla-Brekka für kurze Zeit verlassen müssen,“ sagt Jónína.
Vignir und Jónína mit Salka und Emma. Foto: Gunnar Freyr Gunnarsson.
Litla-Brekka’s primäre Zuchtstuten sind Stilla, Esja-Sól, Lygna und Líf. Während sie sehr gute Fohlen gibt, ist Líf die einzige Stute, die nie auf einer Fizo vorgestellt wurde. Normalerweise werden jeden Sommer vier Fohlen auf Litla-Brekka geboren. „Wir haben nicht sehr viel Land, also haben wir nicht den Luxus sehr viele Pferde zu besitzen,“ sagt Jónína. „Das hält uns auch auf Trab. Wir beobachten schon die jüngsten Pferde ganz genau und stecken sehr viel Arbeit in die Ausbildung jedes einzelnen Pferdes.“ Üblicherweise trennen sie sich nicht von ihren Pferden, bevor sie sie trainiert haben und deren Qualitäten genau kennen.
Ausgiebige Überlegungen liegen der Entscheidung, welche Stute zu welchem Hengst kommt, zu Grunde. „Wir denken den ganzen Winter über verschiedene Hengste nach und machen dann vielleicht trotzdem eine Kehrtwendung, obwohl wir bereits lange zuvor eine Entscheidung getroffen hatten,“ sagt Jónína. „Wir überlegen, welche Hengste zu unseren Stuten passen,“ erklärt Vignir und fügt hinzu, dass es wichtig ist Hengste zu finden, die mit ihren Qualitäten die Schwächen der Stuten ausgleichen können. Über Farben denken sie nicht wirklich viel nach. „Es ist schön, interessante Farben zu haben, aber das ist keines unserer Zuchtziele,“ sagt Vignir. „Unsere Zuchtstuten sind Rappen und Braune,“ fügt Jónína hinzu. „Wir haben Schecke und Mausfalben und alle möglichen anderen Farben benutzt, aber wir bekommen immer Rappen oder Braune!“ Vignir meint: „Ich finde, Braun ist eine extrem schöne Farbe, in allen Facetten. Besonders mit einer voluminösen Mähne.“
Der Erfolg der Zucht von Litla-Brekka war auf der Weltmeisterschaft 2017 wohl am deutlichsten zu erkennen. Zwei Pferde, urprünglich von Litla-Brekka, nahmen für das isländische Team teil: der Wallach Spói und der Hengst Pistill, der mit seinem jungen Reiter Gústaf Ásgeir Hinriksson Weltmeister im Viergang wurde. „Es war ein glücklicher Zufall, zwei Pferde gleichzeitig auf der Weltmeisterschaft zu haben,“ sagt Jónína. Auf die Frage, ob Spói und Pistill ihre besten Pferde seien, antworten die beiden, dass es schwer ist Lieblinge zu nennen. „Wir feierten auch große Erfolge mit anderen Pferden, aber die beiden sind wohl die bekanntesten“ sagt Vignir abschließend.
Vignir reitet Salka. Foto: Louisa Hackl.
Vignir, der in Húsavík im Nord-Osten Islands aufwuchs, wusste schon immer, dass er mit Pferden arbeiten wollte. „Ich wollte schon immer ein Pferd haben. Seit ich mich erinnern kann, und sogar vorher,“ lacht er. Seine Familie hatte nichts mit Pferden zu tun und so kann er sich nicht erklären, woher dieses Interesse kam. „Mein erstes Pferd bekam ich von meinen Eltern zu meinem 12. Geburtstag.“ Seitdem ist Reiten Vignirs Leben.
Vignir und Jónína lernten sich 1991 kennen, als sie die gleiche Sekundärschule in Akureyri besuchten. „Mein Vater hatte Pferde, aber ich ging nur selten mit ihm reiten, obwohl ich oft im Pferdestall war,“ sagt Jónína. „Ich war nicht verrückt nach Pferden wie Vignir. Mir war es nie Ernst um die Pferde, bis wir uns getroffen haben.“ Ihre drei Töchter nehmen auch am Familiensport teil, obwohl die jüngste Tochter keine begeisterte Reiterin ist. „Aber sie kommt gerne mit zu Turnieren und ist unser Cheerleader,“ erklärt Jónína.
Im Winter reitet Jónína nicht viel, aber sie und Vignir gehen im Sommer gerne auf längere Ausritte. „Wir reiten nicht oft für mehrere Tage, aber im Sommer machen wir das ab und zu. Letzten Sommer waren wir mit guten Freunden beim Löngufjörur Strand,“ erzählt Jónína. Vignir fügt hinzu: „Wir fahren auch gerne mit unseren Pferden weiter in den Fjord, um dort zu reiten.“ Er erzählt, dass es tolle Reitwege am Fluss Hörgá, in einem Gebiet dass Möðruvallaengi heißt, gibt.
Auf die Frage, was als Nächstes kommt, sagt Vignir: „Wir werden weiterhin züchten, trainieren und vor allem Spaß haben! Wir haben keine genauen großen Pläne in der Form.“ Die beiden glauben nicht, dass sie ihren Lebensunterhalt allein mit der Pferdezucht bestreiten könnten, aber Jónína bemerkt: „Natürlich versuchen wir, die Farm autark zu führen und darum müssen wir manchmal gute Pferde verkaufen. Aber wir bereuen es nicht wirklich, sondern genießen es andere Reiter auf unseren Pferden zu sehen und deren Fortschritte zu verfolgen.“
Text: Eygló Svala Arnarsdóttir. Fotos: Gunnar Freyr Gunnarsson (Sommer) und Louisa Hackl (Winter). Übersetzung: Louisa Hackl.