Der preisgekrönte Fotograf Drew Doggett kam nach Island, um dort den Geist der Islandpferde in der atemberaubenden Winterlandschaft festzuhalten. Die Serie nannte er In the Realm of Legends („Im Reich der Legenden“).

Drew Doggett lebt in South-Carolina und startete seine Karriere als Fotograf im Modebereich. Die Techniken, die er dort gelernt hat, wendet er jetzt auch auf Landschaften und Portraits an. Auf der Suche nach interessanten Motiven bereist Drew die ganze Welt, er war beispielsweise schon im Himalaya Gebirge und in Äthiopien. Das Islandpferd brachte ihn nach Island. Horses of Iceland stellte ihm ein paar Fragen zu seiner Reise und der dabei entstandenen Fotoserie In the Realm of Legends.

Nach welchen Kriterien suchst du deine Location aus?

Mich begeistern Orte mit atemberaubender natürlicher Landschaft, in Verbindung mit ebenso atemberaubenden Bewohnern. Außerdem interessiert mich stets die Geschichte, sowohl hinter dem Ort als auch den Bewohnern.

Du hast bereits Wildpferde auf der Sable Island in Kanada und Schimmel in der Camargue in Südfrankreich fotografiert. Wie kam es, dass du Island als nächsten Ort deiner Pferdeserie gewählt hast?

Pferde weisen eine attraktive und besondere Kombination von Schönheit und Stärke auf. Diese Eigenschaft fasziniert mich und ich möchte sie immer und immer wieder fotografieren.

Außerdem ist mir aufgefallen, dass Pferde an Orten leben können, die für uns Menschen als rau und schwer bewohnbar gelten. Nirgends trifft das mehr zu als in Island. Ein Land voller Naturwunder und den buntesten Pferden der Welt, die sich gegenseitig ergänzen.

Was unterscheidet Islandpferde von anderen Rassen?

Eines der außergewöhnlichsten Merkmale, neben ihren Farben, ist der Charakter der Islandpferde. Sie sind bei weitem die freundlichsten Pferde, mit denen ich jemals gearbeitet habe. Sie fühlten sich unter dem Skógafoss genauso wohl wie in einer unendlich weiten Landschaft mit knietiefem Schnee und tobendem Wind.

Gibt es auch Gemeinsamkeiten?

Es spielt keine Rolle, wo auf der Welt ich Pferde fotografiere. Sie alle scheinen eine Art natürliches Selbstvertrauen und einen wilden Geist zu haben. Die Islandpferde sind genauso.

Viele deiner Fotos zeigen Schimmel. Was magst du so sehr an ihnen?

Schimmel erscheinen wie Märchenfiguren, sie wirken fantastisch und magisch. Viele Sagen erzählen ebenfalls von weißen Pferden. Dieses Aussehen in Kombination mit unglaublichen Landschaften wie dem Strand in Vík war wirklich atemberaubend.

Du hast deine Karriere als Modefotograf begonnen. Inwiefern beeinflusst das deine Pferdefotografie?

Die Modefotografie hat mich einige wichtige Dinge gelehrt. Ich habe gelernt, auf das kleinste Detail zu achten, auf die Form, den Bildaufbau und Strukturen. Was ich einst im Studio gelernt habe, wende ich jetzt in der Pferdefotografie an.

Du sagst, dass du dir Zeit nimmst, einen Ort genau kennenzulernen, bevor du die Kamera in die Hand nimmst. Wie viel Zeit hast du benötigt, um dich auf das Fotografieren in Island vorzubereiten?

Dadurch, dass es dort so eine Ansammlung von unglaublichen natürlichen Begebenheiten gibt, war Island schon seit Jahren auf meiner Liste. Um In the Realm of Legends umzusetzen, habe ich ungefähr 6 – 8 Monate mit der Planung und Vorbereitung verbracht. Ich wollte sicher gehen, dass die Ideen, die ich für die Serie hatte, auch umsetzbar waren.

Du hast gesagt, dass das Wetter eine Herausforderung war. Inwiefern?

Ich habe versucht, meinen Besuch zu einer schneereichen Zeit zu planen, da das für meine Serie von großer Bedeutung war. Aber wir haben schnell gemerkt, dass es keinen Sinn macht, fest mit Schnee zu rechnen, da das Wetter in Island unberechenbar und unvorhersehbar ist. Wir rasten früh morgens zu einem Ort, wenn es Neuschnee gab und mussten feststellen, dass der Schnee am Nachmittag bereits wieder weg war. Wir mussten unsere Ideen strategisch angehen und das Unerwartete hinnehmen.

Warum wolltest du die Serie im Winter fotografieren?

Der Winter in Island ist einfach besonders. Das Licht, die Farben, die wunderschönen unberührten Schneelandschaften – die komplette Landschaft sieht aus wie eine Fantasiewelt. Wenn ich an Islandpferde denke, kommt mir sofort ihre Verbundenheit mit ihrem Zuhause in den Sinn. Für mich ist dieses Zuhause eine weite Landschaft voller Schnee, schwarzen Stränden und Gletscherwasser, die dicht aneinander liegen.

Kannst du uns mehr über dein preisgekröntes Foto Endless Dream erzählen?

Das ist tatsächlich eines meiner Lieblingsbilder aus der Serie. Ihr könnt hier mehr darüber erfahren.

Du sagst, dass du vor allem Geschichten erzählst. Was ist die Geschichte zu In the Realm of Legends?

In the Realm of Legends erzählt von der Liebesgeschichte der Pferde und ihrer atemberaubenden Heimat. Ich beschloss, ihr gemeinsames Leben anhand von Bildern, die zeigen wie ästhetisch die beiden zusammenpassen, darzustellen.

Was ist die Verbindung zu Legenden und Mythologie?

Pferde spielen eine sehr große Rolle in der nordischen Mythologie. Besonders fasziniert war ich von der Zusammenarbeit von Menschen und Pferden. Auch die Tatsache, dass die Existenz der Pferde in Island bis zu über 1000 Jahre zurückverfolgt werden kann, ist bemerkenswert. Ich fand es auch schön, als unsere Gastfamilie uns erzählte, dass die Pferde auch in Geschichten aus ihren Kindheit vorkamen.

Was hast du über die isländische Kultur gelernt?

Ich bemerkte, dass die Beziehung zwischen Mensch und Pferd anders war. Die Pferde wurden wie Familienmitglieder behandelt. Auf der Farm, auf der wir wohnten, kannten die Besitzer jedes Pferd beim Namen.

Arbeitest du an einem neuen Projekt?

Ich komme gerade zurück aus Kenia, wo ich die Gelegenheit hatte, Elefanten mit den scheinbar größten Stoßzähnen der Welt zu fotografieren. Ihre Stoßzähne berühren meist den Boden und wiegen fast 50kg. Experten nehmen an, dass es von dieser Art weltweit weniger als 20 Exemplare gibt. Von ihnen umgeben zu sein, fühlte sich an wie unter Dinosauriern zu sein, wahrscheinlich weil ihre großen Stoßzähne eben auch ein unverkennbares Merkmal ihres prähistorischen Verwandten, dem wolligen Mammut sind. Sie sind wirklich besondere Tiere.

Außerdem habe ich gerade weitere limitierte Drucke der wilden Sable Island Pferde veröffentlicht. Es war eine besondere Erlaubnis, eine Drohne auf der Insel verwenden zu dürfen. Daraus entstand die erste Arbeit ihrer Art, die die Pferde aus der Vogelperspektive zeigt.

Wenn Sie auf das Bild klicken, können Sie den Trailer für den Film In the Realm of Legends sehen.

Interview: Eygló Svala Arnarsdóttir. Übersetzung: Louisa Hackl. Fotos: Drew Doggett.

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